Unsere Welt braucht mehr Wissenschaftlerinnen!
Wir brauchen das Wissen und die Expertise von Frauen, um die 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) umzusetzen: Das ist die Botschaft am diesjährigen Internationalen Tag von Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, mit dem seit einem Beschluss der UN-Generalversammlung Ende 2015 alljährlich am 11. Februar die Rolle von Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik gewürdigt wird. „Ein Tag, der allen Frauen Mut machen sollte, ihre Talente zu leben. Die Kreativität von Frauen und Mädchen in der Wissenschaft ist ein starker Innovationsfaktor; eine geringe Frauenquote in der Wissenschaft ist also nicht nur ein Gerechtigkeitsproblem“, sagt die Präsidentin der Freien Universität Bozen, Professorin Ulrike Tappeiner. Deshalb sei der Aktionstag eine klare Aufforderung weiter am Abbau von Geschlechterstereotypen und der Chancengerechtigkeit zu arbeiten. Nur so könnten die Hürden beseitigt werden, die Frauen in der Wissenschaft bis heute an einer gleichberechtigen Teilhabe hindern und somit nicht zuletzt wertvolles Potenzial zur Lösung der großen aktuellen Herausforderungen brachlegen.
Wie auch die Statistiken der unibz zeigen, haben Frauen zwar beim Studium mittlerweile klar die Nase vorne. Beträgt der Frauenanteil unter den Studierenden der unibz noch 69%, dreht sich das Verhältnis bei akademischen Karrieren um: Bereits beim Doktoratsstudium sinkt der Frauenanteil an der unibz auf 38 %. Von insgesamt 170 Professor*innen und Forscher*innen auf Planstellen sind aktuell 55 Frauen, was einem Frauenanteil von knapp 33 % entspricht.
Positiv beeinflusst wird dieser Wert vom hohen Anteil an weiblichem akademischem Personal (57 %) an der Fakultät für Bildungswissenschaften. In Relation zu einem 90-prozentigen Anteil an weiblichen Studierenden zeigt sich jedoch selbst hier die klassische Pyramidenform, die im Wissenschaftsbetrieb so gut wie überall zu finden ist: je höher die Karrierestufe, desto weniger Frauen.
Noch deutlicher wird dies an den Fakultäten für Informatik und für Naturwissenschaften und Technik, wo nur jede fünfte akademische Planstelle mit Frauen besetzt ist. „Obwohl an der unibz auch in den sogenannten MINT-Fächern ausgezeichnete Wissenschaftlerinnen lehren und forschen, spiegeln unsere Daten deutlich wider, wie Geschlechterstereotype in vielen Bereichen der Wissenschaft immer noch für einen deutlichen Gender Gap sorgen“, unterstreicht die Präsidentin der unibz.
Eine Herausforderung, die auch den Beirat für Chancengleichheit der unibz beschäftigt. „Um die Welt als Ganzes nachhaltig gestalten zu können, brauchen wir auch die wissenschaftliche Perspektive der weiblichen Hälfte der Menschheit“, sagt die Präsidentin des Beirates, Professorin Elisabeth Tauber. „Wir wissen, dass unser Geschlecht unsere wissenschaftlichen Fragen beeinflusst; wenn Perspektiven unterbelichtet bleiben, hat das Folgen für alle.“
Eine der großen Hürden für eine stärkere Beteiligung von Frauen bleibt laut der Präsidentin des Beirats für Chancengleichheit der unibz die Notwendigkeit der internationalen akademische Mobilität - sowohl zu Beginn der Karriere als auch bei Berufungen in höhere Stellen an anderen Universitäten. Da familiäre Verpflichtungen Frauen mit Kinderwunsch oder Familie in diesem Bereich immer noch stärker bremsen als Männer, sollte einerseits die Möglichkeit interner Karrieren für Frauen besonders genutzt werden, fordert Prof. Elisabeth Tauber. Hoffnungen legt sie in diesem Bereich aber auch auf die Digitalisierung, die nun zunehmend eine virtuelle Mobilität zulasse. „Nun gilt es zu beobachten, inwiefern dies Frauen mehr Möglichkeiten bietet, sich an internationalen Forschungsprojekten, Lehraufträgen und akademischen Netzwerken zu beteiligen", so die Vorsitzende des Beirats für Chancengleichheit an der unibz.
su/10.02.2023