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Free University of Bozen-Bolzano

„Kinder, die ehrlichsten Menschen auf der Welt“
Die Absolventin der Sozialpädagogik Anna Perfler

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„Kinder, die ehrlichsten Menschen auf der Welt“

#unibzcareers: Wer von seinem Arbeitsplatz als „zweites Zuhause“ spricht, muss angekommen sein: die 34-jährige Absolventin der Sozialpädagogik Anna Perfler leitet seit zwei Jahren eine Kinderkrippe im Oberengadin.

Ganz klare Ideen über ihr Berufsziel hatte sie noch nicht, als die gebürtige Laaserin sich an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen für den dreijährigen Bachelor in Sozialpädagogik inskribierte: „Mich haben gleich mehrere Bereiche interessiert, beispielsweise auch die Arbeit mit Jugendlichen, aber letztendlich schlägt mein Herz für Kleinkinder, weswegen ich beschlossen habe, nach dem Studium eine Arbeit im Bereich Kinder zu suchen“, schmunzelt die mittlerweile in Schluderns verheiratete Mutter von zwei Kindern.

Seit zehn Jahren arbeitet sie in der Kinderkrippe Chüralla in Samedan, einer Einrichtung der Stiftung KiBe Kinderbetreuung Oberengadin, die sie seit zwei Jahren leitet. Auch die Geburt ihrer zwei Kinder, mittlerweile 7 und 4 Jahre alt, hält sie nicht davon ab, weiterhin als Grenzpendlerin tätig zu sein. „Wir Vinschger*innen stehen einer Arbeit außerhalb des Tales wahrscheinlich sehr aufgeschlossen gegenüber, denn als vor zehn Jahren diese Stelle in der Schweiz im ‘Der Vinschger‘ ausgeschrieben war, habe ich mich umgehend beworben“, erinnert sich Anna Perfler. Nach dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch hat sie kurzerhand ihre Koffer gepackt und ist in die Schweiz gezogen.

„Natürlich stellen mir die Leute stets die Frage nach der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie“, antwortet sie auf die unvermeidliche Frage nach ihrem derzeitigen Arbeitsmodell. „Ich habe aber das Glück, dass mich sowohl meine Eltern als auch meine Schwiegereltern tatkräftig unterstützen und meine Kinder nachmittags betreuen, da mein Mann in Vollzeit beschäftigt ist. In der KiTa kommt mir die Geschäftsführerin mit den Arbeitszeiten sehr entgegen, weswegen es mir gelingt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.“

Anna Perfler arbeitete bis vor kurzem noch 70%, kann derzeit aber auch als Führungskraft 60% arbeiten und darf sich die Tage so einteilen, wie es für sie passt. Sind ihre Kinder beispielsweise krank oder ist der Ofenpass aufgrund heftigen Schneefalls geschlossen, darf sie ins Homeoffice wechseln. „Ich fühle mich in der Schweiz sehr wohl – fast schon wie zu Hause – und habe mit der KiTa meine zweite Familie gefunden“, erzählt sie. Angefangen hat sie in der Kinderkrippe Chüralla als Gruppenleiterin und steht dieser nun seit zwei Jahren als Krippenleiterin vor. Dabei leitet sie ein Team von 11 Mitarbeitern, schreibt Arbeitspläne, organisiert und führt Elterngespräche bzw. auch Eintrittsgespräche von neuen Kindern.

Wichtig ist ihr die ständige Weiterentwicklung der Struktur durch das Einbeziehen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, denn sie ist für den reibungslosen Betrieb verantwortlich, die Leistung der Mitarbeiterinnen, das Einhalten pädagogischer Richtlinien sowie die koordinierte Elternarbeit. „Dabei ist natürlich auch der Blick für das Detail sehr wichtig, muss ich doch Einkäufe bzw. Rechnungen kontrollieren, ebenso die Menüpläne, ich begleite Auszubildende in ihrem beruflichen Wachstum und, sollten Mitarbeiter*innen ausfallen, helfe ich auch manchmal in den Gruppen mit“, gibt Anna einen komprimierten Einblick in ihren Arbeitsalltag. „Es ist mir wichtig, dass wir die Kinder liebevoll und verantwortungsbewusst betreuen, im Freispiel wie im begleiteten Spiel, dass wir nach neuen pädagogischen Konzepten arbeiten und auch für Notfälle ausgebildet sind.“ Eine vielfältige Arbeit, die die Eltern ebenso im Blick hat wie die Kinder, „die ehrlichsten Menschen auf der Welt“, lacht Anna Perfler.

Die abwechslungsreiche Arbeit mit den Kindern hilft Anna, nicht ganz in der Bürokratie zu versinken. „Erst kürzlich hatten wir ein Vulkan-Experiment mit den Kindern organisiert, das allerdings komplett danebenging – am Ende waren alle Kinder zugedeckt mit Mehl, was diese sehr lustig fanden. Wir gehen mit den Kindern auch auf Bauernhöfe. Als ein Esel einem unserer Kinder einmal die Mütze geklaut und verspeist hat, fand das Kind das Ganze allerdings nicht mehr so lustig.“

Sprachlich ist man in der Kita im Oberengadin sehr bemüht, die Mehrsprachigkeit zu leben: „Wir sprechen Schweizerdeutsch aber auch Romanisch und singen viel auf Romanisch, da ab den Kindergarten nur noch Romanisch gesprochen wird.“

Wenn man Anna Perfler danach fragt, was sie derzeitigen Studierenden für ihren Lebensweg raten würde, so meint sie: „Sammelt täglich eure schönen und positiven Gedanken und genießt jeden Tag aufs Neue. Geht in die Welt hinaus, um viele neue Erfahrungen zu machen.“
Oder, um mit einer Geschichte zu schließen:

In einem kleinen Dorf lebte einst eine sehr alte Frau. Sie verließ nie das Haus, ohne zuvor eine Handvoll Bohnen einzustecken. Sie tat dies nicht etwa, um die Bohnen zu kauen oder gar, um sie irgendwo einzupflanzen. Sie nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und um sie besser in Erinnerung behalten zu können.

Jede positive Kleinigkeit, die sie tagsüber erlebte, wie ein fröhlicher Klatsch auf der Straße, das Lachen eines Kindes, ein köstliches Mahl, ein schattiger Platz in der Mittagshitze, ein Strahlen der Sonne, das Glitzern des Wassers, ein rücksichtvoller Mensch-für alles was sie erfreute, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei.

Abends saß sie dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Sie zelebrierte diese Zeit und führte sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war. So erlebte sie jede Freude noch einmal. Sogar an Abenden, wo sie bloß eine Bohne zählte, war der Tag gelungen - es hatte sich zu leben gelohnt. (Quelle unbekannt).

(vic)