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Internationale Tagung zum Erbe des Ersten Weltkriegs in den Sextener Dolomiten

Erinnerungskulturen und materielles Erbe des Krieges, Ideologisierung der Landschaft, Konfliktarchäologie: Um diese Forschungsschwerpunkte kreisen die Beiträge einer internationalen Tagung zum Ersten Weltkrieg in den Sextener Dolomiten vom 2. bis 4. September 2022. Neben der Präsentation von Ergebnissen eines interdisziplinären Forschungsprojekts der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion zum Thema werden in der Weltkriegsforschung international bekannte Gastreferenten wie Prof. Oliver Janz und Prof. Marco Armiero Beiträge einbringen. Abgerundet wird die Tagung von einer Exkursion auf das Drei-Zinnen-Plateau mit archäologischer Führung am Sonntag, 4. September.

Noch bis 25. September können in einer Ausstellung in der ehemaligen Talstation der Helmseilbahn in Sexten Fotos und Dokumente beider Fronten des Ersten Weltkriegs in den Sextener Dolomiten sowie Videofilme zu den Erinnerungen und der archäologischen Dokumentation der erhaltenen Infrastrukturen in der Landschaft besichtigt werden. Ein Produkt des im Rahmen von „Research Südtirol/Alto Adige 2019“ finanzierten interdisziplinären Forschungsprojekts „In die Landschaft eingeschrieben. Orte, Spuren und Erinnerungen. Der Erste Weltkrieg in den Sextener Dolomiten“ der Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion der unibz. Am kommenden Wochenende werden die Themen des Projekts im Rahmen einer internationalen Tagung sowie einer archäologischen Exkursion auf das Drei-Zinnen-Plateau vertieft. „Im Rahmen der Tagung werden wir die Untersuchungen und Dokumentationen des Projektes zu den materiellen Zeugnissen des Krieges in der Landschaft und zu den Erinnerungen der Nachkommen vorstellen und in den Kontext interdisziplinärer Forschung und Praktiken stellen“, erklärt die Leiterin der Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion Waldtraud Kofler Engl. „Unsere Gastreferenten werden ihre Forschungsansätze vorstellen sowie eine vergleichende Perspektive auf die Bedeutungsdimension des Projektes werfen.“

Zum Auftakt der Tagung am Freitag, den 2. September, werden zwei bekannte Experten der internationalen Weltkriegsforschung erwartet. Oliver Janz, Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, hat sich in seiner Forschung auf die neuere Geschichte Italiens, den Ersten Weltkrieg und die Geschichte von Nation, Religion, Bürgertum und Familie in Europa im 19. Jahrhundert spezialisiert. Er hat mehrere Verbundprojekte zur Geschichte des Ersten Weltkriegs geleitet und ist Herausgeber von 1914-1918-online. Bei der Tagung in Sexten wird er zum Thema Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in vergleichender Perspektive: Das Beispiel des Gefallenengedenkens" sprechen.

Zweiter Keynote ist Marco Armiero, Direktor des KTH Environmental Humanities Laboratory am KTH Royal Institute of Technology in Stockholm und aktueller Präsident der European Society for Environmental History. Mit seinen Forschungsschwerpunkten zur Nationalisierung von Natur, Migration und Umwelt sowie Umweltgerechtigkeit hat er dazu beigetragen, eine Brücke zwischen Umwelt- und Humanwissenschaften sowie politischer Ökologie zu schlagen. Armiero, der zudem Forschungsdirektor am CNR ISMed in Italien ist, hält einen Vortrag mit dem Titel Paesaggi fantasma. Le memorie della guerra nelle Alpi (Geisterlandschaften. Kriegserinnerungen in den Alpen)“.

Am Samstag, den 3. September, werden von den Forschenden des interdisziplinären Projekts Ergebnisse zu den drei Schwerpunkten historische Forschung, archäologische Dokumentation und Forschung sowie sozialwissenschaftliche Forschung vorgestellt und diskutiert. Die behandelten Themen decken ein breites Spektrum ab: von Genderperspektiven auf die Geschichte des ersten Weltkriegs über Vergleiche zwischen historischen Quellen zu einzelnen Kriegsgeschehnisse wie den Angriff auf den Sextenstein in österreichischen und deutschen Archiven zu heute noch vorhandenen Zeugnissen bis hin zum Aufspüren, Erhalten und Dokumentieren der Erinnerungen an den Krieg unter der heutigen Sextener Bevölkerung.

Am dritten Tagungstag findet eine geführte Exkursion an Schauplätze der ehemalige Kriegsfront des Drei-Zinnen-Plateaus statt. Die Archäologen Rupert Gietl und Gianluca Fondrist werden dabei die erhaltenen Spuren des Krieges im Paternkofelstollen, am Sextenstein und am Toblinger Knoten erläutern.

Die Tagung ist frei zugänglich und findet auf Deutsch, Italienisch und Englisch mit Simultanübersetzung statt. Eine Einschreibung ist nur für die Exkursion am Sonntag erforderlich (Mail an: kulturerbe@unibz.it). Alle weiteren Informationen und das detaillierte Tagungsprogramm finden sich unter www.culturalheritage.unibz.it/it/tagung-convegno-conference.

(su)