
LocationRoom BZ D1.02, Universitätsplatz 1 - Piazza Università, 1, 39100 Bozen-Bolzano
Departments CC Regional History
14 Jun 2018 17:30-19:00
Trentino, Südtirol und die Annexion
Vortrag des Historikers Fabrizio Rasera im Rahmen der Vortragsreihe "Zeitenwende 1918", organisiert vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschicht
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Der Vortrag bietet einen Überblick über die Zeit nach dem italienischen Sieg sowie die damit zusammenhängenden offenen Fragen und legt einen Schwerpunkt auf die Situation im Trentino und – damit ganz unweigerlich verbunden – in Südtirol. Im Zentrum steht ganz offensichtlich die Politik der Militärregierung unter der Führung von General Guglielmo Pecori Giraldi, die als moderat und in politischer Hinsicht intelligent bezeichnet werden kann, vor allem mit Blick auf die zentrale Frage der „Behandlung“ der deutschen Minderheit/Mehrheit. Allerdings kam es auch in der militärischen Besatzungszeit infolge der undurchsichtigen Haltung im Rahmen der stattgehabten „penetrazione pacifica“ (friedliche Penetration) der Italianität zu keiner vollen Anerkennung ihrer Rechte. In diesem Kontext standen die einzelnen politischen Bewegungen für jeweils unterschiedliche Positionen, vor allem mit Blick auf die komplexen Bemühungen für eine Autonomie.
Eine andere heikle Frage der Nachkriegszeit bezieht sich auf den Wiederaufbau. Letzterer betraf vor allem das südliche Trentino in den Gebieten entlang der ehemaligen Kriegsfront. In diesem Zusammenhang kam die Bevölkerung erstmals mit dem neuen Staat in Berührung – mit seinen zentralistischen Tendenzen und etwa auch der recht verbreiteten Korruption, die eine frühzeitige und vielleicht auch ungerechte Enttäuschung hervorriefen. All diese Maßnahmen waren schließlich auch von einer Erinnerungspolitik begleitet, die auf eine monumentale Repräsentation des Krieges zielte, während die Erinnerung der in österreichisch-ungarischer Montur Gefallenen auf marginale religiöse Räume beschränkt blieb. Zur Heilung der inneren Wunden der enormen kollektiven Trauer brauchte es letztlich ungleich mehr Zeit als zur Behebung der materiellen Schäden des Krieges
Der Referent
Fabrizio Rasera war langjähriger Präsident der Accademia Roveretana degli Agiati und ist Verfasser zahlreicher Arbeiten zur Geschichte des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit, aber auch zu Themen der popularen Selbstzeugnisforschung. Er hat Erfahrung in der Erwachsenenbildung im Rahmen der Tätigkeit im „Laboratorio di Storia di Rovereto“ (1989-1994) und war einer der Gründer und Redakteure der historischen Fachzeitschrift „Materiali di lavoro“. Zurzeit arbeitet er gemeinsam mit Mirko Saltori an einer Biographie über Cesare Battisti und der Edition seiner schriftlichen Hinterlassenschaft. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören: Dal regime provvisorio al regime fascista (1919–1937), in: A. Leonardi, P. Pombeni (Hrsg.), Storia del Trentino. Bd. VI. L’età contemporanea. Il Novecento, Trento 2005; Primo dopoguerra e governo militare in Trentino, in: Italia Contemporanea, 256-257, settembre-dicembre 2009.