Geschichte der Gefängnisse und des Exils: einsperren, beschränken, ausweisen
Das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte an der Freien Universität Bozen organisiert den internationalen Workshop „Einsperren, beschränken, ausweisen. Der Raum als Mittel der Trennung und sozialen Kontrolle vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert“.
Die Geschichte der Gefängnisse, und allgemein der Häuser, die den Zweck hatten, bestimmte Menschen sozial abzugrenzen, hat in den letzten Jahren Hochkonjunktur, wobei neue Paradigmen und Deutungsmuster diskutiert werden. Forschungen zu den organisatorischen, institutionellen und ökonomischen Aspekten von Gefängnissen und ähnlichen Strukturen, zum Alltagsleben und den herrschenden Machtverhältnissen sowie zu den Kontakten mit der Außenwelt, unterstreichen die Rolle des Raumes, des physischen, sozialen, imaginierten und auferlegten Raumes als grundlegende Analysekategorie.
Der internationale Workshop möchte ausgehend von diesen Überlegungen eine Plattform bieten, um neue und laufende Forschungsprojekte zu einzelnen Fällen zu vernetzen, welche die verschiedenen Bedeutungsebenen und Nutzungen des Raumes als Mittel zur Bestrafung, Kontrolle und Disziplinierung thematisieren und vergleichend diskutieren. Zeitlich nimmt der Workshop die Jahrzehnte zwischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in den Blick: In dieser Zeit wurden in vielen Regionen Europas neue Gefängnisstrukturen und Arbeitshäuser eingerichtet, die in der Theorie als moderner und funktionaler galten, auch in Hinblick auf die Raumorganisation; andererseits kam es in dieser Zeit zu einer zunehmend systematischen Umsetzung jener administrativen und polizeilichen Maßnahmen, die darauf abzielten, die öffentliche Sicherheit durch die Einschließung oder die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Menschen aufrechtzuerhalten, die als sozial gefährlich und „deviant“ galten.
Die von den Referentinnen und Referenten vorgestellten Fallstudien – die von Italien bis Griechenland, von Deutschland bis zur Ukraine, von Österreich bis zu den Vereinigten Staaten reichen – werden daher sowohl einige „Gebäude der Separierung“ (Gefängnisse, Zwangsarbeitshäuser, psychiatrische Krankenhäuser) als auch andere Formen der Nutzung des Raums als Mittel der sozialen Kontrolle (Exil, Abschiebung, Quarantäne) in Betracht ziehen.
Der internationale Workshop „Einsperren, beschränken, ausweisen. Der Raum als Mittel der Separierung und sozialen Kontrolle vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert” wird vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen (Forscherin Francesca Brunet) in Zusammenarbeit mit der Universität Luzern, Institut für Juristische Grundlagen – lucernaiuris, und der Università della Svizzera Italiana, Archivio del Moderno ausgerichtet und findet am 15. Oktober 2021 an der Fakultät für Bildungswissenschaften der unibz in Brixen statt. Für das Publikum ist der Workshop online zugänglich.
Eine Registrierung ist bis zum 14. Oktober um 12 Uhr online möglich.
(vic)