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Freie Universität Bozen

Im Bild die Professor*innen mit interner Karriere

Press releases

Dies academicus 2022. Festfeier zum Auftakt der 25-Jahr-Feiern der Freien Universität Bozen

Drei Jahre nach der letzten Ausgabe fand heute Morgen der Dies academicus, das Fest der akademischen Gemeinschaft der Freien Universität Bozen, statt.

Es wurden die neu berufenen Professor*innen vorgestellt und die Preise der Stiftung Südtiroler Sparkasse für die besten Forschungsarbeiten verliehen. Den Festvortrag hielt Raffaella Rumiati, Professorin für kognitive Neurowissenschaften an der Scuola Internazionale Superiore di Studi Avanzati (SISSA) von Triest. Sie unterstrich die Bedeutung der „Hochschulbildung und soziale Einbindung".

Erstmals seit 2019 konnte die traditionelle Vorstellung der neu berufenen und nunmehr auch der in den Ruhestand verabschiedeten Professor*innen wieder im Kreise der Universitätsgemeinschaft stattfinden. Der diesjährige Dies academicus fand in der Universitätsbibliothek am Campus statt und war neben einer Rückkehr zur Normalität auch sonst bedeutungsschwer: der Dies bezeichnet den offiziellen Beginn der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Freien Universität Bozen, die am 31. Oktober 1997 gegründet wurde.

Präsidentin Prof. Ulrike Tappeiner eröffnete den Dies academicus mit Blick auf die Rolle, die eine Universität in einer modernen Gesellschaft einnehmen sollte: „Eine Universität ist eigentlich ein institutionalisierter Think Tank. Dabei verstehen wir uns aber nicht als Hort des Wissens und des Know-Hows, sondern als eine Institution, die ihr Sozialkapital zur Verfügung stellt.“ Vor allem mit Blick auf die Pandemie, den Krieg und die Klimakriese bringe der Wandel große Verwerfungen innerhalb der Gesellschaft, weswegen die Wissenschaft nach Möglichkeiten suchen müsse, Wissen zur Überwindung derselben zu generieren. „Wir Wissenschaftler*innen sind zuversichtliche Menschen, wir sehen unsere Stärke in einer lernbereiten Gesellschaft.“

In seiner Rede ging Rektor Prof. Paolo Lugli auf die 800-Jahr-Feier der Universität Padua ein, in der Staatspräsident Sergio Mattarella auf die grundlegenden Tugenden hinwies, die auch eine Universität zu tragen habe: Demut und Verwantwortung. Aufbauend darauf stellte Prof. Lugli die Fage, ob die Universität bisher alles richtig gemacht habe, und ob es gelungen sei, stets die richtigen, zukunftsweisenden Wege im Aufbau zu gehen. „Wir sollten nicht nur Wissen generieren, sondern auch stets dessen Übertragbarkeit in die Region im Auge behalten.“

In Vertretung von Landeshauptmann Arno Kompatscher umriss Ressortdirektor Ulrich Stofner die fulminante Entwicklung, die die Universität in den vergangenen 25 Jahren genommen hat, um den Aufbau von Forschungskompetenz und -infrastruktur voranzutreiben, die nunmehr in Südtirol durch das Etablieren von „capacities“ sichtbar ist, auch dank der Dichte an herausragenden Professor*innen.

Den Festvortrag „Hochschulbildung und soziale Einbindung" hielt Raffaella Rumiati, Professorin für kognitive Neurowissenschaften an der Scuola Internazionale Superiore di Studi Avanzati (SISSA) in Triest. „Eine Hochschulbildung soll jungen Menschen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, im Erwachsenenleben all jene Wege einzuschlagen, für die sie sich begeistern. Jedoch sind die Ausgangsbedingungen nicht für alle gleich, und diese Unterschiede können sich in der akademischen Laufbahn und dem Zugang zur Arbeitswelt widerspiegeln", betonte Prof. Rumiati in ihrer Rede. „Die Faktoren, welche diese Ungleichheiten bewirken, können im Bildungsniveau der Eltern zu finden sein, im familiären sozioökonomischen Hintergrund, in der Art der besuchten weiterführenden Schule oder auch in der Herkunftsregion selbst. Weitere Faktoren, die zu Ungleichheiten in den Leistungen der Schüler beitragen, können in den kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten wie beispielsweise der Persönlichkeit festgestellt werden. Ein weiteres Differenzierungselement bei der Wahl des eingeschlagenen akademischen Weges und der Leistung kann auf das Geschlecht zurückgeführt werden. Die Hochschulbildung kann und muss zur Überwindung dieser Unterschiede beitragen."

Der Dies Academicus war auch Gelegenheit, die neu berufenen Professor*innen vorzustellen und die Professor*innen im Ruhestand zu würdigen. Prof. Rita Franceschini sprach in Vertretung der in Ruhestand getretenen Professor*innen und freute sich, dass sich diese Möglichkeit des offiziellen sich Verabschiedens bot. Sie selbst verbrachte 17 Jahre an der unibz. In ihrer Rede stellte sie drei Fragen. Zum ersten zum Statut, wie ein moderner Code of conduct aussehen könnte. Als zweite Frage sprach sie an, ob die Universität ihre rechtliche Sonderstellung und entsprechend ihre Möglichkeiten voll ausschöpfe, als Beispiel seien die Direktberufungen genannt. Und die dritte Frage galt der Mehrsprachigkeit, ob man genügend Selbstsicherheit diesbezüglich entwickelt habe. Sie wünschte der Universität Demut, Weitsicht und „ad multos anno“.

Stellvertretend für die neu berufenen Professor*innen dankte Prof. Michael Haller, Professor für Interaction Design, für die wertschätzende Aufnahme der unibz und verwies darauf, dass es an jedem Einzelnen liege, sich gut einzuleben. Dabei zitierte er Steve Jobs: „Bleibt hungrig, bleibt töricht.“

Der zweite Teil der Festfeier war den Forschungsleistungen gewidmet. Der ehemalige Präsident der Freien Universität Bozen und jetzige Präsident der Stiftung Südtiroler Sparkasse, Prof. Konrad Bergmeister überreichte die von der Stiftung finanzierten „Research Awards". Er hob die außerordentliche Bravur der diesjährigen Preisträger hervor. „Wir haben Professor Marco Gobbetti im Jahr 2017 berufen, die Nummer eins weltweit in seinem Forschungsbereich der Lebensmittelmikrobiologie. Gerade heute in Zeichen des Mangels gilt es, die Bedeutung der Lebensmittelschaften hervorzuheben, werden doch Wissen und Forschung immer bedeutender, und es sind die jungen Menschen, welche die Veränderung unserer Welt in der Hand halten. Für die Universität generell wünsche ich mir, dass sie die Forschung noch intensiver kommuniziere, dass sie sensibel bleibe in Bezug auf die Pflegeberufe, die Interaktion der Nachhaltigkeit und der Sprachen.“

Die Preise der Stiftung Südtiroler Sparkasse gingen an: Forscherin Valeria Cavotta (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften) und die Professoren Guido Orzes (Fakultät für Naturwissenschaften und Technik) und Prof. Marco Gobbetti (Fakultät für Naturwissenschaften und Technik).

Prorektor Prof. Hans Gamper dankte der Stiftung Südtiroler Sparkasse, dass diese Forschungsleistungen bereits zum vierten Mal mit Preisen unterstütze. Er hielt die Festrede auf die zwei Nachwuchsforscher*innen. Forscherin Valeria Cavotta analysierte die Wettbewerbsfähigkeit einer Genossenschaft, die trotz harten Widerstands auf den konfiszierten Gütern der Mafia arbeitet. Prof. Guido Orzes zeigt in seiner Forschung auf, wie moderne Logistik in der Industrie 4.0 mit Blick auf die Nachhaltigkeit gelingen kann, Stichwort circular economy.

Prorektor Prof. Alex Weissensteiner nahm die Auszeichnung zum „Professor of the year“ vor: „Gute Forschung geht nicht immer Hand in Hand mit guter Lehre. Aber die Studierenden erkennen das Engagement eines Lehrenden und kommunizieren dies nach außen.“ Die Auszeichnung „Professor*in des Jahres" ging an Antonio Liotta (Fakultät für Informatik), Erwin Rauch (Fakultät für Naturwissenschaften und Technik), Per Linus Siming (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften), Kolis Summerer (Fakultät für Bildungswissenschaften) und Secil Ugur Yavuz (Fakultät für Design und Künste).

Abschließend sprach Niklas Klinge als Studierendenvertreter und wies auf die Inspiration hin, die die Professor*innen den Studierenden geben mögen.

Für die musikalische Umrahmung des heutigen Dies academicus zeichnete das Ensemble Monteverdi Consort des Bozner Konservatoriums "C. Monteverdi" verantwortlich.

 (vic)