
Dienststellen CC Regional History
11 Mär 2022 17:30-19:00
Vortrag: Staaten, Nationen und Minderheiten seit 1918 im europäischen Vergleich
Eröffnungsvortrag der Vortragsreihe "Modellfall Südtirol? Regionalautonomien im europäischen Vergleich"
Dienststellen CC Regional History
Der lange Nachkrieg stand seit 1918 im Schatten krisenhafter und gewaltsamer Übergänge: von Monarchien zu Republiken, von begrenzter politischer Teilhabe zur Praxis der Massendemokratie in freien Wahlen, von Friedenskonferenzen zu Friedensverträgen, von multiethnischen Empires zu einer neuen Staatenordnung, von überkommenen Ismen zu neuen radikalen Ordnungsversprechen nach außen und innen, von europäischen Perspektiven auf eine Friedensordnung als Gleichgewichtssystem zu einem globalen Umbruch, in dessen Konsequenz sich Gewichte, Erwartungen und Positionen von Regionen und Gesellschaften, von Staaten und Nationen weltweit veränderten. All das machte aus dem Weg vom Krieg in den Frieden eine Schwelle des 20. Jahrhunderts, deren Erbe bis in die unmittelbare Gegenwart reicht. Der Vortrag konzentriert sich vor diesem Hintergrund auf ein Kernproblem der Epoche nach dem Ersten Weltkrieg: Den Umgang mit Staaten, Nationen und Minderheiten vor dem Hintergrund der neuen Weltvokabel des „Selbstbestimmungsrechts“. Die seit 1918 neu entstandenen Nationalstaaten folgten diesem Ideal auf den ersten Blick, aber sie multiplizierten zugleich die Probleme der untergegangenen multiethnischen Großreiche mit ethnischen und religiösen Minderheiten unter vielfach schwierigeren Bedingungen. Dazu gehörten gefährdete Staatsbildungen, anhaltende Grenzkonflikte, konkurrierende Revisionismen und aggressive Nationalismen. Wie diese Innen- und Außenpolitik verbindende Konstellation zu einem Signum der 1920er und 1930er Jahre wurde, beleuchtet der Vortrag in einem europäischen Vergleich.
Datum: 11.03.2022
Zeit: 17:30
Ort: Kolpinghaus Bozen, Großer Saal
Für den Zugang sind Green Pass (2G) und Maske notwendig. Kurzfristige Änderungen im Programm sowie der Corona-Präventionsmaßnahmen werden auf der Homepage des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte kundgemacht.