
StandortRoom BX A2.24, Regensburger Allee 16 - Viale Ratisbona, 16, 39042 Brixen-Bressanone
Dienststellen CC Regional History
Kontakt Siglinde Clementi
siglinde.clementi@unibz.it
10 Okt 2018 00:00-23:59
Konferenz: Vierzig Jahre Psychiatriereform und die Arbeit am Sozialen
Eine Tagung an der Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Bozen befasst sich mit der „Basagliareform“ und ihren Auswirkungen auf die psychiatrische Versorgung
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Die Gesellschaft hat diese Menschen krank gemacht, die Gesellschaft muss sie auch wieder heilen“ - diese Überzeugung hat Franco Basaglia, den Begründer der Antipsychiatriebewegung in Italien angetrieben, wobei sein Denken aufgrund seiner praktischen Durchschlagskraft die Psychiatrie weit über Italien hinaus geprägt hat. 40 Jahre nach Erlass des Gesetzes 180/1978, auch vereinfachend „Basaglia-Gesetz“ genannt, das die Abschaffung der Irrenhäuser und den Aufbau von psychiatrischen Strukturen zur ambulanten Versorgung vorsah, ist es an der Zeit, die tiefgreifenden Auswirkungen dieser „Revolution“ vor dem Hintergrund der aktuellen Problemlage für psychisch kranke und oft marginalisierte Menschen in den Blick zu nehmen.
Die Tagung „Vierzig Jahre Psychiatriereform - Basaglia und die Arbeit am Sozialen“ befasst sich mit diesem grundlegenden gesellschaftspolitischen Thema und fragt nach den Auswirkungen der Reform auf die soziale Arbeit und ihre aktuelle Ausprägung und Problematiken. Franco Basaglia, Franca Ongaro Basaglia und ihre zahlreichen MitarbeiterInnen haben durch die Öffnung und Abschaffung der psychiatrischen Krankenhäuser und die Zuerkennung der vollen Bürgerrechte für psychisch Kranke einen Paradigmenwechsel in der Psychiatrie eingeleitet. Dieser in den psychiatrischen Krankenhäusern von Gorizia und Triest in den 1960er und 1970er Jahren erprobte Zugang sieht die Pathologie strikt vor dem Hintergrund der Lebensdynamik der leidenden Person sowie im Kontext ihrer individuellen Bedürfnisse und des Netzes an von ihr gepflegten sozialen Beziehungen, in dem sich das Leiden entwickelt hat. Das Wohnen, die Arbeit, die persönlichen Beziehungen treten solcherart in den Vordergrund therapeutischer Intervention und verschiedenste soziale Dienste und Akteure sind aufgefordert, sich den Leidenden anzunehmen.
Die Frage nach den Auswirkungen der Psychiatriereform auf die heutige Betreuung psychisch Kranker wirft eine Reihe von weiteren Fragen auf: Welchen Mauern begegnen psychisch Kranke heute und verhindern ihre volle soziale Integration? Welches ungenutzte Potential birgt das Gesetz 180 und die Ideen und die Arbeit Basaglias? Wie kann man sich vom dualen Denken der Verehrung oder Verachtung der Ideen Basaglias distanzieren und eine kritische und lösungsorientierte Haltung einnehmen? Wie sieht das Konglomerat an Maßnahmen zur Unterstützung psychisch Kranker aus und ist es zielführend? Wie kann vermieden werden, dass die durch die Reform entstandenen Institutionen neue Ausgrenzung schaffen?
Die Tagung möchte diese Fragen diskutieren, indem sie historische Erinnerung, praktische Erfahrung und kritische Reflexion zusammenführt. Sie richtet sich an StudentInnen der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen, an das Personal der psychiatrischen und sozialen Dienste, an MitarbeiterInnen der im Bereich der psychischen Krankheit tätigen Vereine und an die interessierte Öffentlichkeit.